Bauzeit: 2009-2010
Zusammenarbeit mit Prof. Hermann Kaufmann
Ort: Hochschul- und Forschungsgelände Garching
Leisungsphasen 1-8
Bauherr: Technische Universität München vertreten durch ZA 4 Immobilienmanagement
Mitarbeit: E. Sommer, M. Bumeder (Projektleitung), D. Brummer, E. Schaugg
Planungsbeteilgte:
Tragwerksplanung: IB Bauart, München
Versorgungstechnik: IB Springl, Ingolstadt
Elektro: IB Hübner, München
Freiflächen: Keller & Damm, München
Kunst am Bau: Prof. Tina Haase, München
Fotos: Henning Koepke
Planungsauftrag
Das Kinderhaus, dessen Finanzierung durch einen Spender sichergestellt wurde, liegt auf dem Garchinger Forschungsgelände der TUM. Das zur Verfügung stehende Grundstück westlich des Naturraumes „Wiesäckerbach“ südlich der Lichtenbergstraße ist von Lage und Größe her gut geeignet. Es ist naturräumlich eingebettet und bietet hervorragende Möglichkeiten für die Außenspielflächen. Vorgesehen ist eine 4-zügige Einrichtung mit Erweiterungsmöglichkeit in südliche Richtung, da die Bedarfsentwicklung nicht abschließend absehbar ist und zu einem späteren Zeitpunkt über die tatsächlich erforderliche Gruppenzahl entschieden wird. Die Planung sieht zwei Gruppen á 12 Kinder bis 3 Jahre (Kinderkrippe) und zwei Gruppen á 25 Kinder im Vorschulalter (Kindergarten) vor.
Konzeption
Der städtebauliche Entwurf nimmt die Orthogonalität des Gesamtgeländes auf und orientiert sich an den bestehenden Strassen- und Gebäudeausrichtungen. Das neue Gebäude wird am westlichen Rand des Grundstücks platziert, so dass der übergeordnete Grünzug (Wiesäckerbach) östlich des Gebäudes weitestgehend unberührt bleibt. Das Gebäude wird über die vorhandene Parkplatzzufahrt erschlossen. Der eingeschossige Baukörper mit begrüntem Flachdach fügt sich selbstverständlich in den Naturraum ein.
Die Verschwenkung des Baukörpers schafft auf der Westseite einen geschützten Hofbereich. Auf der Ostseite entstehen zwei differenzierte, den Kindergarten- bzw. Kinderkrippengruppen zugeordnete Spielbereiche. Über den halböffentlichen Hof gelangt man von Norden ins Gebäude. Am zentralen Foyer liegen die übergeordneten Funktionen Leitung, Küche und Mehrzwecksaal. Der interne Erschließungsflur liegt großzügig belichtet auf der Westseite. Alle Gruppenräume und der Mehrzweckraum öffnen sich nach Osten auf die Freiflächen mit Blick bis zum Wiesäckerbach. Die Spielflächen sind von jedem Gruppenraum direkt oder über das Foyer zu erreichen.
In Teilbereichen der Gruppenräume sind jeweils Galerien eingezogen. Die dadurch entstehenden Räume bieten, mit einer Raumhöhe von ca. 1,5m, eine Rückzugsmöglichkeit für die Kinder. Auf Grund der vorzusehenden Flexibilität liegen die Gruppengrößen geringfügig über den Mindestanforderungen der (nicht mehr gültigen) 6.DV des BayKiG.
Das Farb- und Materialkonzept sieht im Großen und Ganzen naturbelassene Oberflächen vor. Lediglich ein Teil der Gruppenraumelemente erhält eine farblich gestaltete Oberfläche. Jede Gruppe hat eine Identifikationsfarbe, die sich aber nur in Nuance von den Anderen unterscheidet, um im Spektrum der gleichen Farbe zu bleiben.
Betreiberkonzept
Die Einrichtung wird vom Studentenwerk München betrieben und von der Mensa des Studentenwerkes mit Essen versorgt. Da die Bedarfsentwicklung derzeit nicht absehbar ist und eine größtmögliche Flexibilität angestrebt ist, werden die 4 Gruppen weitestgehend gleich ausgebildet und können sowohl für Kindergartengruppen als auch für Kinderkrippengruppen genutzt werden. Die Einrichtung steht offen für Kinder aus der Stadt Garching und der näheren Umgebung.
Konstruktion
Das nicht unterkellerte, eingeschossige Gebäude ist mit insgesamt 4 tragenden Schotten aus Sichtbeton konzipiert. Dazwischen liegt eine Konstruktion aus massiven Brettsperrholzwänden/-decken und Holzbalkendecken. Die Gebäudehülle bilden großzügige, raumhohe Glasflächen und geschlossene Wandelemente in Holzrahmenbauweise mit vertikaler Bretterschalung. Das Flachdach wird extensiv begrünt. Die Oberflächen bleiben weitestgehend unbehandelt. Die Vordächer schützen die zurückgesetzten Fassadenflächen.
Energiekonzept
Ziel war es, ein energetisch sparsames Gebäude zu entwickeln, das deutlich über den derzeitigen EnEV-Standard hinausgeht. Öffnungsgrad und U-Werte der Gebäudehülle wurden dabei optimiert, eine dezentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung senkt den Energieverbrauch nochmals beträchtlich. Über öffenbare Oberlichter wird in den heißen Sommermonaten eine Bauteilaktivierung durch Nachtauskühlung sichergestellt. Neben der Energieeinsparung durch ein solches System sind auch ein erheblicher Komfortgewinn sowie eine verbesserte Sommertauglichkeit gegeben. Die weitauskragenden Vordächer besorgen gleichzeitig den konstruktiven Holzschutz und zusammen mit vorgelagerten Senkrechtmarkisen an der Ostseite den sommerlichen Wärmeschutz. Das Gebäude wird mit Fernwärme beheizt.
Auf die Verwendung von Materialien mit geringem Primärenergiebedarf und niedrigem Unterhaltsaufwand wird großen Wert gelegt um ein nachhaltiges und kostengünstiges Betreiben der Einrichtung zu ermöglichen.