Humboldt Universität Berlin

Realisierungswettbewerb Kinderbetreuung und studentische Verwaltung der Humboldt-Universität

Mitarbeit: Elvira Sommer
Visualisierung: Patrick Freund
Zusammenarbeit mit Grabner + Huber Landschaftsarchitekten, Freising

Städtebau
Der Entwurf lehnt sich an die Struktur des historischen Ensembles des Pavillon-Krankenhauses an und ergänzt mit seinen baulichen Setzungen den Bestand zu einer neuen Gesamtfigur. Die Symmetrie der Anlage wird bewusst beibehalten, jedoch über die reduzierte Ausformung und die Dachform der Baukörper in eine zeitgemäße Interpretation überführt. Die Öffnung zur Spree hin ist sowohl für die Durchwegung des Geländes als auch für den Erhalt des Pavilloncharakters essentiell.

Freianlagen
Die Flächen auf dem Gelände werden durch einen einheitlichen Plattenbelag als zusammenhängender Raum gestaltet. Der Aufenthaltsbereich unter der bestehenden Treillage wird erhalten und in das Gesamtkonzept integriert. Der Kongresssaal erhält einen repräsentativen Vorplatz mit Sitzmöglichkeiten. Eine Zonierung des Gebäudeumfeldes in Bewegungs-, Aufenthalts- und Pflanzflächen wird durch unterschiedliche Plattenfugenbreiten erreicht. Je größer die Plattenfugen umso extensiver die Nutzung und umso intensiver die Bepflanzung. Fahrradstellplätze, Parkplätze für bewegungseingeschränkte Menschen und bestehende Baumstandorte werden von dem gebäudeparallelen lockeren Plattenstreifen aufgenommen.

Im Gartenhof entsteht ein großzügiges Zentrum als Spiel- und Kommunikationsraum für die unterschiedlichen Einrichtungen der Kinderbetreuung. Die großzügige Mitte, als Sandfläche mit Spielhügel und Dreiradparcours, wird gerahmt von kleiner strukturierten Flächen mit unterschiedlichen Belägen, Spielmöglichkeiten und einem Gartenbereich mit Pflanzbeeten. Jeder Tagesstätte werden ein Außensitzplatz und eine daran angrenzende Spielfläche zugeordnet. Der Blick auf die Spree bleibt frei.

Denkmalschutz
Nur eine Einbindung des denkmalgeschützten Bestands bei gleichzeitiger Anpassung an eine neue Nutzung sichert den dauerhaften Erhalt des Ensembles.

Die Abwesenheit des mittleren Pavillons wird als historischer Zustand begriffen, das Fehlen des Gebäudes wird durch die Öffnung des Verbindungsganges in der Breite des verschwundenen Pavillons ablesbar. Der Gang wird als überdeckter Freibereich der Kindertagesstätte zur Loggia nach Süden uminterpretiert.

Der Neubau am östlichen Pavillon nimmt den Fassadenrhythmus des Bestands auf und ergänzt den Baukörper auf zurückhaltende Weise.

Nutzungen
Im Gebäudebestand werden die Räume der studentischen Selbstverwaltung vorgesehen, der Kongresssaal wird durch das neu erstellte Foyer auch für externe Nutzungen interessant, durch den separaten Veranstaltungseingang von der Uferpromenade aus wird seine Auffindbarkeit verbessert.

Die neuen Baukörper nehmen die Räume für die Kinderbetreuung auf, für die der Bestand nicht gut geeignet ist. Kinderkrippe und Kindergarten liegen im mittleren Baukörper, die elternorganisierten Kinderbetreuung im östlichen Baukörper.

Baukörper
Während der östliche Neubau als orthogonaler Baukörper den östlichen Pavillon ergänzt, wird der mittlere Baukörper bewusst eigenständig ausformuliert. Die klare Fassadengliederung entwickelt durch die unterschiedlichen Fensterebenen eine Plastizität, die dem ansonsten monolithischen Baukörper Tiefe verleiht. Das Material der bestehenden Baukörper wird aufgegriffen, erhält aber durch den Verzicht auf Ornamentik und einen helleren Farbton des Klinkers eine zeitgemäße Schlichtheit.

Ökologie und Wirtschaftlichkeit
Die Gebäude werden als Massivbauten mit wirtschaftlichen Spannweiten errichtet, mit durchgängiger Lastabtragung und tragenden Fassaden. Auf eine Unterkellerung wird verzichtet. Robuste und wartungsarme Materialien sichern wirtschaftliche Erstellung und kostengünstigen Betrieb, die hochwertige Architektur erzeugt einen hohen Identifikationsgrad und sichert durch eine lange Nutzungsdauer eine soziokulturelle Nachhaltigkeit über die bloße Erfüllung von Dämmstandards hinaus. Ein angemessener Öffnungsgrad der Fassaden sorgt für ausreichende Versorgung mit Tageslicht, vermeidet aber die Gefahr der sommerlichen Überhitzung, so dass das insgesamt hochgedämmte Gebäude mit einem überschaubaren Maß an technischer Ausstattung auskommen wird. Eine Ausführung im Passivhausstandard wäre möglich und sinnvoll.