Isernhagen Wietzeaue

Städtebaulicher Wettbewerb – Ankauf

Mitarbeit: Kayhan Önder
Landschaftsarchitekten: michellerundschalkGmbH landschaftsarchitektur und urbanismus, München

Erläuterungen zum Energiekonzept

Im Sinne kybernetischer Siedlungsentwicklung trägt der die bauliche Struktur umgebende Landschaftsraum zur Energiegewinnung bei. Die mit Schilf bewachsenen Entwässerungsgräben und Parkwiesen sind einerseits Element der Landschaft in der die Menschen wohnen und ihre Freizeit verbringen und gleichzeitig Teil des Energiekonzeptes.

Im Zuge differenzierter Pflegemaßnahmen werden Schilf und Wiesen regelmäßig gemäht und tragen als Rohstoff einer in die Siedlung integrierten Biogasanlage einen Teil zur energetischen Versorgung der Siedlung bei. Als kleinräumiges Kreislaufmodell trägt dies einerseits zu einer höheren Nachhaltigkeit der Energieversorgung bei und schafft andererseits Indentifikationsmöglichkeiten für die zukünftigen Bewohner.

Entwässerungskonzept

Ein System von offenen Entwässerungsgräben begleitet von schmalen Wegen durchzieht das Wohngebiet in Nord-Süd-Richtung. Zwischen den offenen Gräben ergänzen NW-Kanäle das System. Die offenen Gräben und die NW-Kanalisation entwässern aus der Siedlungsfläche in den nördlich gelegenen Graben, der die Grenze zum Landschaftsschutzgebiet bildet, und von dort aus über ein Pumpwerk in das Regenrückhaltebecken.

Wietzeauer Park

Der nördliche Teil des Grünflächenrahmens „Wietzeauer Park“ stellt die Verknüpfung zur angrenzenden Kompensationsfläche her. Die Abgrenzung erfolgt durch einen Entwässerungsgraben, so dass ein weitläufiger Landschaftsraum wahrgenommen werden kann. Zwei Aussichtstürme steigern den visuellen Bezug zum Naturschutzgebiet. Ein Kinderspielplatz, ein Generationenspielplatz sowie ein Bolzplatz werden in die Freifläche integriert. Durch besonderes Pflegemanagement entstehen jahreszeitliche Aspekte verschieden hoher Vegetationsstrukturen.

Gartenanger

An der Blocksbergstrasse schieben sich erweiterte Gartenparzellen in den Grünflächenrahmen. Davor verläuft ein Fuß- und Radweg, der durch eine Wildheckenpflanzung mit eingestreuten Baumgruppen von der Blocksbergstrasse abgetrennt verläuft und regelmäßig Verbindungen ins Wohngebiet bietet.

Öffentliche Freiräume innerhalb der Siedlungsstruktur

Die innere Erschließung der Siedlung ist als System von Wohnstrassen konzipiert. Bei Abwesenheit der Autos in den beparkbaren Höfen (vor allem zur Tageszeit) entstehen mit Bäumen überstandene öffentliche Räume, die dann zu vielseitig nutzbaren nachbarschaftlichen Aktionsflächen für Jung und Alt werden können.

Städtebauliches Konzept

Die kammförmige Struktur aus einem Wechsel zwischen kompakten Erschließungsstraßen und weiten Grünzügen in Nord-Süd-Richtung sowie einem Rückgrat zur Stadtseite hin wird überlagert von Landschaftspassagen, die eine Durchwegung und Anbindung an die umliegenden Freiräume herstellt. In den Grünzügen liegen auch die offenen, schilfbewachsenen Entwässerungsgräben, die als prägendes Element der Freiräume identitätsstiftenden Charakter haben.

Erschließungskonzept

Die Erschließung ist aus wirtschaftlichen Gründen weitgehend mit beidseitiger Bebauung versehen. Durch schmale Straßenfronten der Grundstücke ergeben sich minimierte Anteile an Verkehrsflächen sowie an Leitungslängen der technischen Infrastruktur. Die Straßenlänge von ca. 1960 m ergibt einen sehr wirtschaftlichen Anteil von 5 m Straße pro Wohneinheit. Die Befestigung und Versiegelung von Freiflächen wird auf das Mindestmaß beschränkt. Eine Belagsdifferenzierung der Verkehrsflächen je nach Nutzung wird vorgeschlagen. Auf Gehwege und Bordsteinkanten wird verzichtet, der Straßenraum wird als Verkehrs- und Aufenthaltsraum begriffen. Das öffentliche Parken findet auf den Straßen statt, die privaten Stellplätze werden in halbprivaten Erschließungshöfen vorgesehen, die neben dem Abstellen der Fahrzeuge auch für Aktivitäten der Bewohner Platz bieten.

Bebauungskonzept

Eine Siedlung lebt von der Heterogenität seiner Bewohnerstruktur und muss deshalb unterschiedliche Wohnformen zulassen. Die kleinräumige Mischung der vorgeschlagenen Haustypologien ist deshalb ein zentraler Entwurfsgedanke. Dazu wurden 8 Gebäudecluster oder Stadtbausteine entwickelt, die sich mit geringen Modifikationen den verschiedenen Grundstücksgegebenheiten anpassen lassen. Die Bausteine sind in sich möglichst kompakt gehalten, die Gruppierung um gemeinsame Erschließungshöfe und die Anordnung an gemeinsamen Erschließungswegen fördern die Entstehung von kleinräumigen Nachbarschaften. Sie reduzieren den Baulandbedarf für die Erschließung sowie den Versiegelungsgrad des Bodens zugunsten großer, zusammenhängender Grünzüge, die Bezüge zur Aulandschaft im Norden herstellen. Das Zulassen von grenzständiger Bebauung ermöglicht gut nutzbare, uneinsehbare Freibereiche trotz knapper, wirtschaftlicher Grundstücksgrößen.

Grünflächenrahmen und umgebende Landschaft

Um das Baugebiet in die umgebende Landschaft einzubetten bilden die am Rande des Wettbewerbsgebietes liegenden Abstands- und Kompensationsflächen einen öffentlichen Grünflächenrahmen, der unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten integriert. Der Rahmen ist Anknüpfungspunkt für die das Wohngebiet durchziehenden Landschafts-Passagen, die innerhalb der Bebauungsstruktur eine Grünverbindung zwischen Postweg und dem Naherholungsgebiet „Tonkuhle“ herstellen und an den nördlich gelegenen Wietzeauer Park anknüpfen. Wiesenflächen mit Birken, Erlen und Pappelgruppen führen die wildromantische Ästhetik des Landschaftsschutzgebietes ins Innere der Siedlung und dienen der Adressbildung.