Kunstmuseum Ottobeuren

Realisierungswettbewerb

Mitarbeit: Kayhan Önder
Landschaftsarchitekten: michellerundschalkGmbH landschaftsarchitektur und urbanismus, München

Ausgangslage

Eine Ertüchtigung des Bestands für eine Museumsnutzung kann nur ein Kompromiss sein, der der Umsetzung in die Praxis nicht standhalten wird: -zu geringe Raumhöhen, insbesondere für eine energetische optimierte Gebäudehülle (auch zur Tiefgarage) -zu geringe Flächen für das geforderte Raumprogramm, -Bestand lastet nicht auf Tragraster der Tiefgarage Konsequenz: Abriss entlang der Gebäudefuge, es verbleiben lediglich die Teile, auf denen aus baurechtlichen Gründen kein Abriss möglich ist. Ein Neubau kann städtebauliche, funktionale, gestalterische und konstruktive Anforderungen besser erfüllen.

Freiraum und Museumshof

Der Museumshof bietet eine neue, fußläufige Wegeverbindung vom Parkplatz an der Ulrichstrasse zum Marktplatz und zur Basilika und bindet damit das Museum in das städtebauliche Umfeld des Ortszentrums von Ottobeuren ein. Durch seine spezielle Lage und die Nähe des großen Marktplatzes darf er sich in seiner Gesamtheit nicht in den Vordergrund drängen. Er sollte –auch durch die Vielzahl an Nutzungsanforderungen an seinen Rändern- dienender Raum werden und kann durch eine zurückhaltende Gestaltung zum klaren und starken Tableau für den Museumsneubau werden. Essentielles Element der Außenanlagen wird der “ausgerollte Teppich“ der Passage als Zugang vom Marktplatz zum Haupteingang. Der alltäglich “normalen“ Materialität des Straßenraums und den bis an die Fassaden des Neubaus herangezogenen Asphaltflächen wird über eine leichte Anhebung des Belagsteppichs und die Einstreu mit weißem Glasgranulat eine besondere Qualität gegeben. Zugleich dient der funkelnde Wegeteppich zum Gebäude hin als Skulpturenpassage. Die Skulpturen von Diether Kunerth stellen sich dem Besucher hierbei bewusst in den Weg, sie werden somit Teil des öffentlichen Raums. Über eine klare Erschließungsstruktur und die reduzierte Verwendung von Sitzelementen und Pollern wird der Museumshof nicht befahrbar sein, die Beleuchtung und Inszenierung der Skulpturenpassage auch nachts wird sowohl der Sicherheit als auch der Wirkung von Stadtraum und Gebäude dienlich sein. Einzelne im Belag stehende Robiniengruppen umrahmen mit ihren lichten Kronen und ihrem malerischem Wuchs das Gebäude und schaffen im Bereich des Museumshofs zusätzliche Aufenthaltsqualität.

Gebäude

Der Bestand bleibt ungedämmt und unbeheizt, wird nur mit einer Fassade mit Einfachverglasung geschlossen. Er bildet Eingang, Auftakt und Endpunkt des Museumsrundgangs. Der Neubau hat einen introvertierten Charakter. Er erlaubt nur an wenigen Stellen gezielt die Kontaktaufnahme mit der Umgebung, man taucht ein in die Welt der Kunst.

Museumskonzept

Ein Museum für Diether Kunert, vielfältige Räume für ein vielschichtiges Werk, ein Museum, dass sich beim Durchwandern erschließt, das Rück- und Querblicke bietet und unterschiedliche Perspektiven. Räume, die für bestimmte Werke entworfen sind und mit dem Werk zusammen als Einheit wirken, keine neutralen, weißen Boxen, sondern ein Museum mit Charakter, wie das Werk von Diether Kunerth.

Konstruktion

Ein rechteckiger Kern aus Stahlbeton steht auf dem Konstruktionsraster der Tiefgarage. Er enthält die vertikale Erschliessung und den zentralen Ausstellungsraum für die Großformate. Um den Kern lagern sich die Ausstellungsflächen an, getragen von einem vermittelnden Trägerrost, konstruiert als energetisch optimierter Leichtbau in Holz- und Holzverbundbauweise.

Materialien

Robuste, einfache Materialien, Oberflächen mit einem wohldosierten Maß an Ruppigkeit vermeiden eine zu museale Anmutung und schaffen den industriellen Charakter eines Werkateliers. Der Kern aus Sichtbeton mit Holzboden, die umliegenden Räume mit beschichteter Holzverbunddecke und weissen Wänden, die Fassade aus verzinkten, nahezu fugenlos verlegten Stahlblechtafeln, keine Farben außer die Eigenfarben der Materialien.