Mitarbeit: Phillip Bungartz, Elvira Sommer, Stephan Wollmershäuser
Zusammenarbeit mit michellerundschalkGmbH landschaftsarchitektur und urbanismus, München
Ort: Seebruck am Chiemsee
Ortskern – alte / neue Mitte
Der umgebenden Topographie und den zentralen Raumbezügen gehorchend positioniert sich der Rathausneubau ähnlich wie das bestehende Rathausgebäude. Die Lage im Ort und die Erkennbarkeit des Gebäudes ähneln dem bestehenden Rathaus, das Ensemble mit Römermuseum und Kirche wird beibehalten; seine Umgebung und Kontext erfahren durch den Neubau jedoch eine Stärkung, durch die klare Trennung und Optimierung von Funktionen entstehen qualitätvolle Freiräume.
Baukörper
Gewählt wird ein klarer, ruhiger Baukörper, der sich typologisch in den Ort einfügt. Seine Eigenständigkeit und repräsentativen Charakter erhält er durch hochwertige Materialien, sorgfältige Ausformulierung und zeitgemäße Detaillierung.
Der umlaufende Werksteinsockel bindet das Gebäude zusammen und überhöht die Eingangsbereiche. Eine einfache Erschließung erleichtert die Orientierung im Gebäude, die Vorzonen der wichtigen Räume werden aufgeweitet und Blickbeziehungen nach draußen ermöglicht, so dass vielfältige und flexible Nutzungen der Räumlichkeiten möglich sind und ein freundliches, lichtdurchflutetes, bürgernahes Gebäude ohne Behördenmief entsteht.
Konstruktion und energetisches Konzept
Das Gebäude wird als Massivbau mit wirtschaftlichen Spannweiten errichtet, mit durchgängiger Lastabtragung und tragenden Fassaden. Robuste und wartungsarme Materialien sichern wirtschaftliche Erstellung und kostengünstigen Betrieb, die hochwertige Architektur erzeugt einen hohen Identifikationsgrad und sichert durch eine lange Nutzungsdauer eine soziokulturelle Nachhaltigkeit über die bloße Erfüllung von Dämmstandards hinaus. Ein angemessener Öffnungsgrad der Fassaden sorgt für ausreichende Versorgung mit Tageslicht, vermeidet aber die Gefahr der sommerlichen Überhitzung, so dass das insgesamt hochgedämmte Gebäude mit einem überschaubaren Maß an technischer Ausstattung auskommen wird. Das nach Süden geneigte Hauptdach eignet sich gut für Solarthermie und Photovoltaik. In Verbindung mit Flächenheizungen und einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung wird so im Sinne kleiner Kreislaufmodelle (closed loops) ein weitgehend autarker Betrieb des Gebäudes möglich.
Vegetation: Bestand und Entwicklung
Durch die bewusste Freihaltung und den Schutz von drei bestehenden räumlich markanten Bäumen nähert sich der Rathausneubau der bestehenden Vegetation und wird so den Eindruck einer – im wahrsten Sinne des Wortes – “gewachsenen“ Dorfstruktur hervor heben. Einzelne Großsträucher ergänzen die Grünstruktur und stellen so für Gäste und Einheimische einen attraktiven Aufenthalt unter Bäumen sicher.
Das Landschaftselement der Obstwiese im westlichen Rathausanschluss wird durch die Neupflanzung robuster Hochstammbäume der notwendigen PKW-Nutzung angepasst. Das Parken im Obsthain wird so zum zentralen Element der Erschliessung. Eine ausreichende Anzahl an Stellplätzen kann auf dem Gesamtgelände nachgewiesen werden.